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Historie

Die Aufzeichnung von Wetterdaten reicht teilweise bis in die Zeit der Renaissance zurück. Erste Wetterkarten, also eine Darstellung der Luftdruckverhältnisse mit Hoch- und Tiefdruckgebieten für verschiedene Regionen, gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Die Benennung dieser Druckgebilde ist aber bei weitem nicht so alt. Im 2. Weltkrieg begann der US-Wetterdienst, Taifune über dem Pazifik in alphabetischer Reihenfolge mit weiblichen Vornamen zu benennen. Damit konnte man sich einen besseren Überblick über die Wettersituation verschaffen, vor allem, wenn mehrere Taifune gleichzeitig auftraten. Diese Benennung war so hilfreich, dass ab 1945 auch Hurrikane über dem Atlantik mit Namen versehen wurden.

1954: Dr. Karla Wege

Am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin regte 1954 die damalige Studentin und spätere ZDF-Fernsehmeteorologin Dr. Karla Wege an, auch den Druckgebilden in Mitteleuropa Vornamen zu geben. Zur besseren Übersicht über die Wettersysteme in den Wetterkarten, wurden seitdem in alphabetischer Reihenfolge Tiefdruckgebiete mit weiblichen und Hochdruckgebiete mit männlichen Vornamen belegt. Dazu gab es intern festgelegt zehn Durchgänge durch das Alphabet, die nacheinander abgearbeitet wurden, bis man wieder mit der ersten Liste begann. Somit standen also zunächst 10 x 26 = 260 Namen für Hochs und entsprechend auch 260 Namen für Tiefs fest.

Leider ist Frau Dr. Wege im Februar 2021 an den Folgen der Infektionskrankheit COVID-19 im Alter von 90 Jahren verstorben. Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft hat in ihren Mitteilungen einen Nachruf (S.8 unter https://www.dmg-ev.de/wp-content/uploads/2021/03/1_2021.pdf) veröffentlicht. Wir schließen uns dem Gedenken an, mit ihrer Initiative vor fast 70 Jahren war der Grundstein zur Aktion Wetterpate gelegt.

In den darauf folgenden Jahrzehnten wurde diese Praxis der Namensgebung durch die Meteorologinnen und Meteorologen in der Berliner Wetterkarte mit (offiziell anerkannten) Vornamen kaum über die Stadtgrenzen Berlins hinaus bekannt. Erst im Februar 1990, als ungewöhnlich viele und starke Stürme über Deutschland hinwegtobten, wurden die Medien in Deutschland durch die Orkantiefs "Vivian" und "Wiebke" auf die Praxis der Namensgebung aufmerksam. Seitdem wurde die Verbreitung der damals von der FU Berlin getauften Druckgebilde und deren Verwendung in den Medien als auch vielen Wetterdiensten in Mitteleuropa zum Standard.

Zu diesem Zeitpunkt wurden in den USA schon lange den Tiefdruckwirbeln immer abwechselnd weibliche und männliche Vornamen zugewiesen, allerdings nur diesen und auch nur dann, wenn sie das Unwetterstadium erreichten. Dagegen wurden hier in Berlin immer alle Hoch- und Tiefdruckgebilde "getauft", die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen.

2002: Wetterkartenerstellung im Wetterturm der FU Berlin

In Deutschland kam 1998 in den Medien eine Diskussion über die Vergaberegeln wegen einer möglichen Diskriminierung der Frauen auf.  Tiefdruckgebiete sind häufig mit Niederschlag und Wind verbunden, was vielfach mit „schlechtem“ Wetter assoziiert wird. Doch die Diskussion fand ein diplomatisches Ende: In Absprache mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) und privaten Wetterfirmen wurde ein jährlich wechselnder Turnus eingeführt, den Hochs und Tiefs abwechselnd weibliche und männliche Vornamen zu geben.

Seit 1998 liegt auch die Erstellung der täglichen Wetterdokumentation Berliner Wetterkarte in den Händen des gleichnamigen Vereins Berliner Wetterkarte e.V. – weiterhin in enger Kooperation mit dem Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin.
 

Im November 2002 wurde schließlich als gemeinsames Kooperationsprojekt die „Aktion Wetterpate“ ins Leben gerufen. Mit Hilfe der Bevölkerung werden seitdem die alphabetischen Listen erstellt und gleichzeitig die studentische Ausbildung unterstützt. 

Die vergebenen Namen werden nicht nur in der Berliner Wetterkarte genutzt und online unter www.wetterpate.de zur Nutzung in den Medien veröffentlicht. Seit 2021 sind die Namen der Tiefs Teil einer europäischen Initiative, besonders wetterwirksame Tiefdruckgebiete regional mit Namen zu versehen. So greift die Mitteleuropäische Wetterdienstgruppe (Deutschland, Schweiz, Österreich, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn) auf die Namen aus der „Aktion Wetterpate“ zurück.

Im November 2022 feiert die "Aktion Wetterpate" ihr 20-jähriges Jubiläum. Das werden 70 Jahre Namen für Hoch- und Tiefdruckgebiete aus Berlin - (fast) im Zentrum Europas!

Bis heute konnten bereits über 2000 Menschen aus 15 europäischen Ländern sowie Brasilien, Japan, den USA und Südafrika als Wetterpaten begrüßt werden.